Overback
In Marburg sind sie weltberühmt: Overback! Seit einem Vierteljahrhundert beste Rock- und Songwritermusik aus Mittelhessen. Mit eigenen Titeln und viel Gecovertem, aber nie bloß Nachgespieltem. Drei Leadsänger, atemberaubend dreistimmiger Chorgesang, Hammond-Orgel, feine Gitarren-Töne am rechten Fleck. Und immer mit reichlich Quatsch zwischendurch. Währungen, politische Systeme, Kanzlerinnen, Monarchen und Virusvarianten kommen und gehen: der Overback-Sound ist geblieben. Und dieses Mal, nach vierjähriger Waggonhallen-Pause: mit ganz frischem eigenem Album.
»Sie nehmen sich neue oder alte Stücke heraus und kümmern sich um jede Ecke, Kante und Eigenheit, bis die Coverversion ein Eigenleben führt. Das spüren die Menschen im Saal. […] Das Publikum johlt und schreit, reißt während der mehr als zweistündigen Show immer wieder Witze mit der Band – es gibt wohl doch Abende, an denen alles zusammenpasst.« Das schrieb ein Kritiker der Marburger OP über die Band. Wenn Overback covert, dann ertönen ganz eigene Arrangements, dann erklingt So-Noch-Nicht-Gehörtes.
Und alle paar Jahre präsentiert die Band eine neue CD, die genau diese Fähigkeit zu konserviert. So ist es nun wieder: Frisch aus der Presse wird die Band beim Heimspiel auf ihrer Lieblingsbühne ihr neues Album feilbieten: »10 Songs«, aufgenommen im analoghaus-Studio bei Tom Ripphahn, präsentiert gänzlich eigene Versionen von Klassikern etwa Michael Jacksons oder von Blind Faith. Elton John klingt hier nach Mark Knopfler und Elvis Presley eher nach Seventies-Rock – doch alles klingt immer und zuerst nach Overback. Denn die Hochachtung für »große« Songs artikuliert sich bei Overback stets als deren Verwandlung. Größe ist dabei nicht eins mit Charterfolg. So werden auch abseits der Hits Rohdiamanten aus dem Katalog von Songwritern wie Marc Cohn, Ryan Adams und Paul Thorn zu neuem, ganz eigenem Leben erweckt.
Gekrönt wird das Album von zwei eigenen Titeln, denn die die Band hat mehrere routinierte Songwriter auch in den eigenen Reihen. Overback, das sind unverändert und immer noch Rainer Husel (Gesang und Bass), oberster Animator und tieftönender Dompteur der Kapelle, während der Konzerte zuständig für jede nur denkbare Stimm- und Sprachakrobatik, bekannt seit dem Neolithikum aus dem Marburger Hammerorchester. Robert Oberbeck, mit Soloprogrammen tourender Singer/Songwriter an Drums und Gesang (Springsteen nennt man mittlerweile den Oberbeck New Jerseys). Wolf Peterhoff, Gesang mit üblicherweise siebeneinhalb Instrumenten und fast noch neuer eigener Platte im Schlepptau. Außerdem Burkhard zur Nieden, bis vor kurzem Marburgs oberster »Preacher Man«, standesgemäß an der Orgel – und Dennis Wutzke an der genau richtigen und darum falschlinksrummen Stratocaster-Gitarre.
Foto: Georg Kronenberg